Die sogenannten „Uferschen Höfe“ befinden sich im nordöstlichen Landauer Altstadtquartier, das westlich durch den Kleinen Platz, nördlich durch die Kramstraße, östlich durch den Untertorplatz und die Königstraße und südlich durch die Theaterstraße begrenzt wird. Dieses Altstadtquartier nimmt im historischen Stadtgrundriss eine bedeutsame Stellung ein. Nicht zuletzt deshalb, weil es während des großen Stadtbrands aus dem Jahr 1689 nicht zerstört wurde. Seine Blockform und -größe, sowie Teile der Parzellierung stellen somit unveränderte Zeitzeugen des mittelalterlichen Stadtgrundrisses dar. Das Gebiet liegt in dem historisch handwerklich geprägten Bereich der Landauer Altstadt, was sich auch heute noch an einigen bestehenden Nutzungen abzeichnet. Das Quartier enthält zahlreiche stadtbildprägende Gebäude. Insbesondere die bogenförmig entlang der Theaterstraße aufgereihten Stadthäuser charakterisieren diesen Bereich der Landauer Altstadt. Zur denkmalgeschützten Bausubstanz im Quartier gehört u.a. das platzbildprägende Wohn- und Geschäftshaus Kleiner Platz 9 zu drei Geschossen und sechs Fensterachsen, das samt dem sich rückwärtig anschließenden Bauteil auf das späte Mittelalter bzw. die frühe Neuzeit zurückreicht und Überformungen des 18.-20. Jahrhunderts aufweist. Das Gebäude Kramstraße 14 befindet sich in der Denkmalzone „Untertorplatz“.
Der Name „Ufersche Höfe“ zeugt von einer die Geschichte des Quartiers prägenden Familie. Bereits 1790 siedelte sich Johann Gottfried Ufer mit seinem Gürtler- und Gelbgießer-Handwerksbetrieb in der damaligen Großen Judengasse – heute Theaterstraße - an. Große Teile des Altstadtblocks befanden sich in Folge im Eigentum des Landauer Traditionsbetriebes Ufer, der dort viele Jahrzehnte mit seinem Eisenwarenhandel ansässig war. Johann Gottfried Ufer ist auf der Ostfassade des „Alten Kaufhauses“ abgebildet und somit auch heute noch im Herzen der Landauer Altstadt präsent.
Projektentwicklung
Heute weist die Bausubstanz zahlreicher stadtbildprägender Bestandsgebäude des beschriebenen Altstadtblock in weiten Teilen einen Sanierungsstau auf. Die Mehrheit der Wohnungen in den Obergeschossen der modernisierungsbedürftigen Gebäude steht leer. 2017 wurden die Grundstücke der “Uferschen Höfe” von einer Projektentwicklungsgesellschaft mit der Intention erworben, die Bereiche des Leerstands zu reaktivieren und eine nachhaltige Nutzung des gesamten Baublockes zu ermöglichen.
Die historische Bedeutsamkeit und die Lage des Quartiers der „Uferschen Höfe“ mitten in der Landauer Altstadt erfordern einen sensiblen und angemessenen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz. Vor diesem Hintergrund ist beabsichtigt, die kleinteilige Blockrandbebauungsstruktur und die charaktervollen Straßenfassaden insbesondere entlang der Theaterstraße und dem Kleinen Platz, sowie einzelne Bausteine der historischen Innenhofbebauung zu erhalten und durch Neubauten zu einem zeitgemäßen Stadtquartier zu ergänzen. Dabei soll das Blockinnere umfassend neu geordnet und eine differenzierte Höfestruktur als Reminiszenz an die historische Situation gestaltet werden. Es ist vorgesehen, eine historische, zwischenzeitlich nur noch in Teilen vorhandene Durchwegung des Blockinnenbereichs als fußläufige Verbindung zwischen Husarengasse und Kleiner Platz dabei aufzugreifen und wiederherzustellen.
Das aktuelle Planungskonzept stützt sich auf die aktuelle Nachfragesituation nach zukunftsorientierten innerstädtischen Raumkonzepten, die Wohnen und Arbeiten verbinden und einen Beitrag zu einer lebendigen Innenstadt der kurzen Wege. Es stellt die Schaffung eines Kreativquartiers mit eigener Identität in den Fokus. Die bestandsorientierte, kleinteilige Planung zielt auf den Erhalt des ursprünglichen Altstadtquartier Flairs ab und bietet damit eine ideale Grundlage für Nutzungen wie Start-Ups, Co-Working Spaces, Kreativwirtschaft, Sozialdienstleistungen und Gastronomie. Von Loftbüros bis Lesecafé ist alles vorstellbar. Entlang der Theaterstraße sollen im Erdgeschoss zudem kleinteilig erweiterbare Ladenstrukturen flexibel auf Nachfrage-situationen neuer Einzelhandelsbetriebe reagieren und Raum zur Ergänzung der Einzelhandelsvielfalt im Zentralen Versorgungsbereich der Stadt Landau bieten.
Um den für die Landauer Altstadt typischen Nutzungsmix komplett zu machen, ist weiterhin bedarfsgerechtes innerstädtisches Wohnen für unterschiedliche Alters- und Einkommensgruppen eingeplant. Die Landauer Quotierungsrichtlinie für geförderten Mietwohnungsbau wird in diesem Rahmen erfüllt. Damit wird mindestens 33,3 % der neu geschaffenen Wohnfläche im geförderten Mietwohnungsbau nach Landeswohnraum-förderungsgesetz (LWoFG) realisiert und gesichert.
Das städtebauliche Konzept zur Revitalisierung des Altstadtensembles wurde seitens des Eigentümers in enger Abstimmung mit der Stadt entwickelt und befindet sich derzeit in der Umsetzung. Der Satzungsbeschluss des Bebauungsplans zur Neuordnung des Altstadtblocks „A 16, Altstadtblockbereich nördlich Theaterstraße/ östlich Kleiner Platz („Ufersche Höfe“)“ wurde durch den Stadtrat am 14.09.2021 gefasst. Sanierungsmaßnahmen von Bestandsgebäuden und die Abrissmaßnahmen am Kleinen Platz und im Blockinnenbereich laufen seit dem zweiten Quartal 2021. Die Gesamtmaßnahme wird voraussichtlich bis Ende des Jahres 2026 abgeschlossen.
Satzungsbeschluss Bebauungsplan A16 im Stadtrat am 14.09.2021 »
Aufstellungsbeschluss Bebauungsplan A16 »Ufersche Höfe« im Stadtrat am 23.06.2020 »
Sachstandsbericht im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen am 16.03.2021 »
Entwurfs- und Offenlagebeschluss »