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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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Die Festungswerke und Militärgebäude

Die Festung Landau war nach der „Zweiten

Manier" des Festungsbaumeisters Vauban erbaut. Die Hauptmauer (Kurtine) bildete ein regelmäßiges Achteck um die Stadt, an den Eckpunkten erfuhr sie durch den Anbau von geschützbestückten Bastionierten Türmen eine erhebliche Verstärkung. Von den Vorwerken aus (Grabenscheren, Detachierte Bastionen, Ravelins und Lunetten) sollte das Vorgehen der belagernden Truppen frühzeitig durch Abwehrfeuer gestört werden.
Die Südfront der Stadt, an der die Erbauer der Festung den feindlichen Angriff am ehesten erwarteten, wurde durch zusätzliche Verteidigungsanlagen verstärkt.

Die Festung war nur durch zwei Haupttore — das „Deutsche Tor" im Norden und das „Französische Tor" im Süden — zu betreten oder zu verlassen. Die imposanten Toranlagen sicherten zum einen die gefähr­deten Zugänge zu der Festung, zum anderen symbolisierten sie aber auch den Machtanspruch des französischen Königs. Das bourbonische Wappen (die Lilien), das plastisch gearbeitete Haupt des Sonnenkönigs und sein Leitspruch: „Nec pluribus impar". (Auch Vielen gewachsen) im Giebelfeld der Tore sollten dem Besucher schon von weitem das Selbstverständnis des Son­nenkönigs bildhaft vor Augen führen.

Außer den Festungstoren fanden sich noch so genannte „Poternen", kleine Tore mit eisernen Türen, in der Kurtine zwischen den Bastionierten Türmen. Sie dienten der Besatzung als Ausfalltore gegen den Feind. In Friedenszeiten waren sie für die Zivilbevölkerung geschlossen.
Das Wasser der Queich spielte bei der Verteidigung der Festung Landau eine wichtige Rolle. Durch ein ausgeklügeltes System von Schleusen konnte es in die Überschwemmungskessel geleitet werden und so das Vorgelände der Festung teils gänzlich überschwemmen oder aber andere Teile in unpassierbare Sumpfwiesenflächen verwandeln. Nur im Süden der Festung gab es die Möglichkeit großflächiger Überschwemmungen nicht.

War der Feind trotz des Wassers und der Gegenwehr der Verteidiger bis an die Werke herangekommen, so konnten durch das Öffnen von Schleusen die Gräben vor der Hauptmauer und zwischen den Vorwerken durch bis zu 2,50 Meter tiefes, schnell fließendes Wasser geflutet und so ein Überqueren dieser Gräben durch feindliche Sturmtruppen vereitelt werden.
Die Einlassschleuse im Westen und die Auslassschleuse im Osten der Festung sind heute noch erhalten.

Zum Festungsbau des 17. Jahrhundert gehörte außerdem Bau der Verteidigungsanlagen auch die Errichtung von Militärgebäuden in der Stadt, die zur Unterbringung der Truppen und zur Vorratslagerung dienten. Der Planentwurf von Tarade aus dem Jahre 1692 sah den Bau großzügiger Kasernenanlagen teilweise hinter dem Wall sowie von bombensicheren Pulvermagazinen vor. Breite, gerade Straßen, um auch größere Truppeneinheiten schnell innerhalb der Stadt bewegen zu können, mussten angelegt werden.
Die verwinkelte Straßenführung und die mangelnde Breite der Straßen und Gassen der Stadt widersprach allerdings solcher Planung, bis ein, wahrscheinlich auf Brandstiftung zurückgehender, Großbrand im Juni 1689 zwei Drittel der Stadt in Schutt und Asche legte und nun den Raum schuf, um eine großangelegte neue Bebauung der Innenstadt mit geraden Straße, Kasernen und Magazinbauten zu ermöglichen.

Den ersten Hinweis auf neuerbaute Landauer Kasernen findet sich in einem Stadtratsprotokoll aus dem Jahre 1692. Während und nach dem Festungsbau entstanden die Beilmann'sche Kaserne am Deutschen Tor, die Weiße Kaserne am heutigen Weißquartierplatz, die Alte Reiterkaserne im Süden bei dem Französischen Tor und die Rote Kaserne im ehemaligen Eußerthaler Klosterhof im Nordwesten der Stadt.

Die Magazinbauten befanden sich vor allem in dem Reduit Nr. 13 im Osten der Festung in der Höhe der Auslassschleuse der Queich. Das Reduit war eine stark befestigte Hohlbastion, in deren Inneren die Magazine vor feindlichen Artilleriebeschuss weitgehend geschützt waren, zumal ihre Decken teilweise so dick waren, dass Mörserkugeln sie nicht durchschlagen konnten.
Den Mittelpunkt der meisten Festungen von Vauban bildete ein großer „place d'armes", ein Paradeplatz. Da der nordwestliche Teil der Stadt den Stadtbrand überstanden hatte, konnte dieser Paradeplatz in Landau nicht genau im Zentrum der Stadt angelegt werden, sondern im Nordosten südwestlich der Altstadtteile. Der geräumige Platz diente als Exerzierplatz für die Festungsbesatzung. Eine zivile Nutzung durch einen Markt wurde von dem Festungskommando vorerst untersagt.

Vor der Fertigstellung der Kasernen mussten die Solda­ten in Behelfsunterkünften oder bei Landauer Bürgern untergebracht werden. Der Festungskommandant nahm bis zum Bau des Kommandanturgebäudes im Jahre 1742 Wohnung im Hördter Hof in der heutigen Königstraße.

Von 1911 bis 1921 wird der bereits unter Denkmalschutz stehende „letzte Wallrest" westlich der Roten Kaserne und des Galeerenturms geschleift. Im Hintergrund das 1896 nach Plänen des Architekten Goerke erbaute Volksschulgebäude an der Langstraße und das 1870/71 erstellte Latein- und Realschulgebäude an der Waffenstraße.

In den Jahrzehnten der Demolierung veränderte die Stadt bis zum Ersten Weltkrieg hin ihr Erscheinungsbild grundlegend un

d dehnt sich nach allen Richtungen hin aus. Im Zuge der Stadterweiterung wird 1883 das hier gezeigte Reduit geschleift. Heute kreuzen sich dort Ostbahnstraße und Ostring.

Die Schleuse am Queichauslauf bleibt von der Demolierung verschont; im Hintergrund rechts die Hohlbastion des Reduits, links die 1909/10 abgetragene Weißquartier-Kaserne.

Um das Jahr 1900 erreichen die Demolierungsarbeiten den Wallabschnitt östlich des Deut­schen Tores.

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