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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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12.08.2016

»Frau und Mann - Team mit gleichen Chancen?« - Stadt und Agentur für Arbeit laden zu gemeinsamer Veranstaltung zum Thema Chancen(un)gleichheit

Evi Julier, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Landau, und Sandra Welsch, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Landau, laden am 15. September zu einer Lesung mit Autorin Franziska Beckers zum Thema »Chancen(un)gleichhEvi Julier, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Landau, und Sandra Welsch, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Landau, laden am 15. September zu einer Lesung mit Autorin Franziska Beckers. Die berufstätige Mutter von vier Kindern liest aus ihrem Buch „Frau und Mann – Team mit gleichen Chancen?“ und gibt dabei einen historischen sowie einen aktuellen Überblick über die Themen „Frauenförderung“ und „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“.

„Wir freuen uns, dass wir es geschafft haben, Franziska Beckers nach Landau zu holen“, so Julier und Welsch. „Sie wird im Zuge der Lesung von ihren eigenen Erfahrungen, aber auch von Interviews mit Personen aus den Bereichen Erziehung, Wirtschaft und Politik berichten.“

Ziel der Veranstaltung sei es, das Thema Chancen(un)gleichheit im Beruf in den Fokus zu rücken, so die beiden Organisatorinnen. „Die heutige Frauengeneration ist so gut ausgebildet wie keine vorher. Nach wie vor erhalten Frauen jedoch trotz gleicher Tätigkeit und Qualifikation weniger Gehalt als Männer“, betont Evi Julier. Zudem trügen Frauen weiterhin die Hauptlast bei der Kindererziehung und der Angehörigen-Pflege.

Die Lesung findet am 15. September ab 17:30 Uhr in der KulturCantina in der Ostbahnstraße statt. Der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung nicht erforderlich.

 

Weitere Aussagen von Evi Julier und Sandra Welsch zum Thema berufliche Chancen(un)gleichheit im Interview:

Wie familienfreundlich ist unser Arbeitsmarkt?

Sandra Welsch: Wenn wir sehen, welche Möglichkeiten uns heute zur Verfügung stehen, könnten wir schon wesentlich weiter sein. Aber Veränderungen lassen sich nicht erzwingen. Das alte Ernährer-Modell sitzt bei vielen noch im Kopf. Diese Stereotypen spielen eine größere Rolle bei unseren Entscheidungen, als wir glauben. Tatsächlich verdienen Männer häufig besser als Frauen. Das ist wiederum einer von vielen Gründen, warum zumeist Frauen die Kinderbetreuung übernehmen. Zudem tun sich viele Arbeitgeber immer noch schwer damit, dem Wunsch von Männern, die Elternzeit nehmen wollen, zu entsprechen.

Ist es denn möglich, Elternzeit flexibel zu gestalten?

Evi Julier: Klar, die Elternzeit ermöglicht es, sich nach der Geburt eines Kindes bis zu drei Jahren ganz oder teilweise um den Nachwuchs zu kümmern. Dabei steht es den Eltern frei, wer von beiden sich für welchen Zeitraum Elternzeit nimmt. Die Praxis sieht aber anders aus: Männer nehmen deutlich weniger Elternzeit in Anspruch. Gleiches gilt für die Zeit danach: Im Jahr 2012 arbeiteten mehr als zwei Drittel, nämlich 69% der berufstätigen Mütter in Teilzeitjobs. Berufstätige Väter in Teilzeit kamen gerade mal auf 5%. Das neue Elterngeld plus ist ein Schritt zu mehr Flexibilität. Wenn Mutter und Vater sich entscheiden, jeweils 25 oder 30 Stunden wöchentlich zu arbeiten und sich beide um die Kinder kümmern, erhalten sie zusätzlich einen Partnerschaftsbonus in Form von vier weiteren Monaten Elternzeit.

Kann dies auch den Wiedereinstieg erleichtern?

Sandra Welsch: Flexible Modelle sind notwendig, weil sich fachliche Anforderungen und Arbeitsprozesse immer schneller verändern als früher. Wenn Männer und Frauen sich die Elternzeit teilen, hat die Frau in der Regel viel bessere Chancen, den Wiedereinstieg in den Beruf zu schaffen, und ihre vorherige Position zu halten. Für gut ausgebildete Frauen, die viel in diesem Bereich investiert haben, ist das besonders wichtig. Denn tendenziell gilt: Je höher die Qualifikation und je länger die Jobpause, desto größer sind die Hürden beim Wiedereinstieg.  

Wie können junge Frauen einen Karriereknick verhindern?

Evi Julier: Die Möglichkeit, Eizellen einfrieren zu lassen, um dieses Dilemma zu umgehen, halten wir nicht für die beste Lösung. Da setzen wir doch lieber auf ein selbstbewusstes Handeln junger Menschen, sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen und sich zu überlegen, welches der vielen Arbeitszeitmodelle sich für ihre jeweilige Situation gut und passgenau anfühlt. Haltungen und Einstellungen junger Eltern haben sich verändert. Beide möchten inzwischen für ihr Kind da sein. Väter wollen sich in der Erziehung einbringen, Mütter wollen im Job bleiben. Bei vielen Modellen ist das machbar. Einen Karriereknick kann man am besten vermeiden, wenn man mit dem Partner gemeinsam die Elternzeit plant und aktiv auf den Arbeitgeber zugeht, um möglichst vieles im Vorfeld zu regeln. Sinnvoll ist es in jedem Fall, in der Elternzeit Kontakt zum Arbeitgeber zu halten. 

Welche Arbeitszeitmodelle gibt es denn?

Sandra Welsch: Früher hat man zumeist von ganzen und halben Stellen gesprochen. Das ist heute überholt. Je nachdem, wie offen und flexibel ein Betrieb oder Unternehmen ist, können Modelle an die jeweilige Familiensituation angepasst werden. Aber nicht nur der zeitliche Rahmen ist flexibel, auch der Arbeitsort kann variieren und zum Beispiel mit Telearbeit verbunden sein. Das gilt auch für Führungspositionen, auch wenn wir da zugegebenermaßen noch am Anfang einer Entwicklung stehen. Wir wollen Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen zu einem Umdenken ermuntern. Das heißt auch, nicht mehr nur auf eine Präsenzkultur zu setzen. Wer gutes Personal behalten möchte, muss sich als Arbeitgeber attraktiv machen. In Zeiten des demografischen Wandels, dessen Auswirkungen wir in vielen Branchen mit einem noch stärkeren Fachkräftemangel spüren werden, wird das immer bedeutsamer.

Dann müssen nur noch die Kinder untergebracht werden.

Evi Julier: Genau, in Landau sind wir, was die Kinderbetreuung angeht, gegenüber anderen Kommunen gut aufgestellt. In der Regel stehen genügend Plätze zur Verfügung, auch wenn die nächste Kita, die einen Platz hat, vielleicht nicht um die Ecke ist. Auch hier heißt es, sich rechtzeitig zu kümmern und Kontakt zu den Einrichtungen zu halten. Zudem gibt es noch die Möglichkeit einer Betreuung durch Tagesmütter oder –väter.

Schrecken mögliche sich ergebende Betreuungskosten für Kinder nicht manche Eltern ab?

Sandra Welsch: In Rheinland-Pfalz stehen für Kinder ab zwei Jahren kostenfreie Plätze in Kindertagesstätten zur Verfügung. Dies stellt bereits eine große finanzielle Erleichterung für Familien dar. Sicher können weitere Betreuungskosten entstehen, sodass eine Beschäftigung sich vermeintlich nicht rechnet. Hier ist langfristiges Denken gefragt. Denn je länger man aus dem Betrieb raus ist, desto schwieriger wird es, wieder im erlernten Beruf, in den Frau oder Mann meist viel investiert hat, einzusteigen.

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