Eine Stadt feiert: Vor 750 Jahren, am 30. Mai 1274, erhielt die Stadt Landau aus den Händen des damaligen Königs Rudolf I. die Rechte einer Stadt. Ein ungemein wichtiger Meilenstein, den das Landauer Stadtarchiv zum Anlass für eine historische Zeitreise nimmt. Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer und ihre Mitarbeitenden stellen jede Woche eine von insgesamt 52 Biografien von Landauerinnen und Landauern vor und werfen so spannende Schlaglichter auf 750 Jahre Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Heute: Festungsbaumeister Vauban.
Der damaligen Festung Landau wird schon allein durch die Nennung ihres Schöpfers, Sébastien Le Prêtre de Vauban, alle Ehre zuteil. Denn Vauban war einer der erfolgreichsten Festungsbaumeister seiner Zeit. Früh verfolgte er eine steile Karriere und stieg in höchste Ränge auf. 1655, mit gerade einmal 22 Jahren, erhielt Vauban auf Empfehlung Kardinal Mazarins das Ingenieur-Diplom sowie die Ernennung zum Königlichen Génieoffizier. Er gilt als Gründer des Corps du Génie, was einem bautechnisch militärischen Verbund gleicht. Sein Engagement galt dem Bau von Festungen: an insgesamt 160 Plätzen hatte Vauban Befestigungsprojekte am Laufen! Darunter auch in Landau.
In Landau begann alles mit einer ersten Begutachtung im Jahre 1687. Die Bilanz sprach nicht besonders für die Stadt; letzten Endes entschied man sich doch für sie. Denn hier konnte das Wasser der Queich besonders gewinnbringend genutzt werden. Zum einen diente das Wasser der Beschaffung des Baumaterials, zum anderen schuf man ein ausgeklügeltes Überflutungssystem.
Die Festung sollte das „Tor zum Elsass“ verschließen und die Macht Ludwig XIV. stärken. Innerhalb von drei Jahren, von 1688 bis 1691, verwandelte Vauban das mittelalterliche Landau in eine bedeutende Festungsstadt. Häufig wird mit ihr das Zitat „eine der stärksten Festungen der Christenheit“ in Verbindung gebracht. Doch die stärkste Festung war sie gewiss nicht. Das Zitat wurde aus dem Kontext gerissen. Vauban vermerkte in seinem Gutachten lediglich, dass „wenn die Festung nach diesen Plänen erbaut wird, so muss sie eine der stärksten der Christenheit werden“. Wie so oft, verlief nicht alles nach Plan.
Die Entscheidung, aus Landau eine Festungsstadt zu machen, war für die Stadtentwicklung bis in die heutige Zeit hinein prägend. Da die Festung erst am Ende des 19. Jahrhunderts geschleift wurde, konnte sich in der Stadt keine Industrialisierung vollziehen. Selbst heute lassen sich noch Relikte aus dieser Zeit sehen: das deutsche und das französische Tor, früher die beiden einzigen Zugänge zur Stadt, stehen noch immer. Seit 1914 wurden Vaubans Werke peu à peu unter Denkmalschutz gestellt. Einige bedeutende vaubansche Festungsbauten wurden sogar zum UNESCO-Welterbe deklariert. Auch in Landau stehen die Festungsreste seit 2017 unter Denkmalschutz.
In der Stadt erinnert die „Route Vauban“ an den Baumeister und sein Werk, die besonders gerne von Touristen aufgesucht wird. An alle Landauer gilt aber genauso: folgen auch Sie einmal den Spuren der Route Vauban!