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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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17.05.2024

Landauer Leute: Die Hebamme

Eine Stadt feiert: Vor 750 Jahren, am 30. Mai 1274, erhielt die Stadt Landau aus den Händen des damaligen Königs Rudolf I. die Rechte einer Stadt. Ein ungemein wichtiger Meilenstein, den das Landauer Stadtarchiv zum Anlass für eine historische Zeitreise nimmt. Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer und ihre Mitarbeitenden stellen jede Woche eine von insgesamt 52 Biografien von Landauerinnen und Landauern vor und werfen so spannende Schlaglichter auf 750 Jahre Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Heute: Maria Kohl.

Wenn die Wehen einsetzten, wurde die Hebamme Maria Kohl gerufen, zumindest wenn die Gebärende im „Roten Viertel“ der Stadt wohnte, um die Rote Kaserne in der Marktstraße, im nordwestlichen Bereich der Altstadt. Aus militärisch-strategischen Gründen war die Garnisonsstadt in vier Viertel aufgeteilt: das rote, das blaue, das grüne und das gelbe Viertel.

Maria Kohl war dort nun über 40 Jahre lang Hebamme. Und Ihr Hebammenbuch, in dem alle Geburten verzeichnet wurden, ist in privatem Besitz überliefert. Daraus geht hervor, dass sie doch tatsächlich 3.763 Kindern zur Welt verholfen hat. Dies ist sicher auch ein Zeichen für die große Fluktuation in der Garnisonsstadt.

Maria Kohl wurde 1772 in Landau als Tochter von Johannes Decker und seiner Frau Margarethe Mertz geboren. Nach dem Tod ihres ersten Ehemannes heiratete sie 1819 den Schneidermeister Ignatius Kohl. Ebenso wie die anderen Landauer Hebammen hatte Maria Kohl einen dreimonatigen Hebammenkurs in Straßburg absolviert. Der Landauer Arzt Dr. Lederlin empfahl sie nach einer Überprüfung dem Rat der Stadt als „brauchbar, mit guter Aufführung“. Die Kosten für „Lehrkurse, Reise und Anschaffungen von Requisiten“ betrug 144 Gulden, wovon die Stadt einen Teil bezahlte. Ausgerüstet wurden die Landauer Hebammen von der Stadt: das Hebammenbuch, eine Geburtszange, eine Schere zum Abschneiden der Nabelschnur und einen Gebärhocker, der vom Landauer Schreinermeister Joseph Steiner angefertigt wurde, gehörte zu ihrer Standardausrüstung.

Sie war nun auch für die Entbindung „notorisch armer Personen“ im Auftrag der Stadt tätig. Von der Stadtverwaltung erhielt sie dann eine Entschädigung, die finanziell besser gestellten Landauer Familien mussten indessen die Hebammen direkt entlohnen.

Ihre erste Geburt, die in dem Buch verzeichnet ist, war am 3. Dezember 1799. Es wurde an jenem Tag ein Mädchen geboren, das auf den Namen Maria Margaretha Werner getauft wurde. Am 17. November 1846 starb Maria Kohl im Alter von 74 Jahren in Landau. Ihre Erfahrungen konnte sie an ihre Tochter Franziska weitergeben, die ebenfalls die Hebammenkunst erlernte und in Landau praktizierte.

Übrigens: Maria Kohl war auch die Geburtshelferin zweier heute noch bekannter Landauer, von Thomas Nast und Konrad Krez. Ihre Geschichten werden hier bald folgen.

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