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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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13.09.2024

Landauer Leute: Die Institutsleiterin Regina Weil

Eine Stadt feiert: Vor 750 Jahren, am 30. Mai 1274, erhielt die Stadt Landau aus den Händen des damaligen Königs Rudolf I. die Rechte einer Stadt. Ein ungemein wichtiger Meilenstein, den das Landauer Stadtarchiv zum Anlass für eine historische Zeitreise nimmt. Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer und ihre Mitarbeitenden stellen jede Woche eine von insgesamt 52 Biografien von Landauerinnen und Landauern vor und werfen so spannende Schlaglichter auf 750 Jahre Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Heute: Regine Weil.

Regine Weil entstammte einer Landauer Lehrerfamilie: Ihr Vater Moses Weil war seit 1866 der letzte Lehrer an der israelitischen Schule in der Bachgasse.

Seine Tochter Regine wurde am 18.03.1855 im nordpfälzischen Gauersheim geboren und kam mit ihrer Familie nach Landau. Dort gründete sie 1877, zunächst in der Dienstwohnung ihres Vaters, ein Institut für jüdische Mädchen, die ihre Schulpflicht bereits erfüllt hatten. In der Wohnung muss es turbulent zugegangen sein, sodass die Aufsichtsbehörde in Speyer die beengten und lauten Verhältnisse mehrfach monierten. Wenige Jahre später, 1888, investierte die Familie in ein neu gebautes Gebäude in der Xylanderstraße 21, ein Zeichen dafür, dass das Mädchenpensionat außerordentlich erfolgreich wurde. Vor allem junge Frauen aus den europäischen Nachbarländern besuchten das Institut im Süden der Stadt, aber auch aus Russland, Böhmen und Indien schickte man jüdische Mädchen nach Landau, damit sie hier vor allem in der deutschen und hebräischen Sprache und Bibelkunde unterrichtet wurden.

Hier konnte man als junge Frau keinen qualifizierten Schulabschluss erwerben, schöngeistige Inhalte mit ein wenig „Rechenunterricht“ und „naturkundlichen Betrachtungen“ standen im Vordergrund: Singen, Klavier spielen und Handarbeiten waren die zentralen Bildungsinhalte der vor allem ausländischen jüdischen Schülerinnen. Bis zu 25 „Zöglingen“ konnte das Pensionat aufnehmen, die immer, so wurde den besorgten Eltern versichert, auch in ihrer Freizeit unter „beständiger Kontrolle“ des Lehrpersonals standen. So war Miss Lissy Tash für die täglichen Spaziergänge und die sportlichen Betätigungen an den Turngeräten im Pensionatshof und Josephine da Costa Andrade aus Brighton für die naturkundlichen Unternehmungen zuständig. 1928, Regine Weil war mittlerweile 73 Jahre alt, schloss sie ihr Pensionat aus Altersgründen. Sie starb im April 1935, zum Glück musste sie die Zerstörungen und Plünderungen in ihrem Haus in der Pogromnacht 1938 nicht mehr miterleben.

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