Eine Stadt feiert: Vor 750 Jahren, am 30. Mai 1274, erhielt die Stadt Landau aus den Händen des damaligen Königs Rudolf I. die Rechte einer Stadt. Ein ungemein wichtiger Meilenstein, den das Landauer Stadtarchiv zum Anlass für eine historische Zeitreise nimmt. Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer und ihre Mitarbeitenden stellen jede Woche eine von insgesamt 52 Biografien von Landauerinnen und Landauern vor und werfen so spannende Schlaglichter auf 750 Jahre Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Heute: Ursula Berghammer.
Ursula Much wurde am 26.12.1887 in Bad Tölz geboren. 1908 heiratete sie Konrad Berghammer. Seit 1911 lebte die vierköpfige Familie in der Pfalz, zunächst in Frankenthal, wo Konrad Berghammer als Baurat in der städtischen Verwaltung tätig war.
Während des Ersten Weltkriegs war Ursula Berghammer, wie viele pfälzische Frauen, als Kriegsfreiwillige an der sogenannten „Heimatfront“ karitativ tätig und wurde 1920 mit dem Verdienstkreuz für freiwillige Pflegekräfte ausgezeichnet.
Nach dem Krieg, 1920, verzog die Familie nach Landau. Auch hier war der Gatte Konrad als Baurat tätig. Auch in Landau setzte sie ihr sozialkaritatives Engagement fort, sie engagierte sich beim Deutschen Roten Kreuz, im katholischen Frauenbund und in dem nach dem ersten Weltkrieg so wichtigen städtischen Wohlfahrtsamt. 1929 wurde sie Mitglied in der Bayerischen Volkspartei, dem bayerischen Zweig des politischen Katholizismus, der Zentrums-Partei. Und sie war damit eine der wenigen Frauen, die in der Weimarer Republik auch politisch aktiv waren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte sie nun zu jenen, die 1945 eine neue christlich-orientierte demokratische Partei aufbauten. Im Mai 1945 war sie Gründungsmitglied der Christlich-Demokratischen Partei, der späteren Ortsgruppe der Landauer CDU.
Und als Vertreterin in der pfälzischen Christlich-Demokratischen Partei, einer der Vorläuferparteien der rheinland-pfälzischen CDU, gehörte Ursula Berghammer zu den wenigen Frauen, die als Mitglied in die Beratende Landesversammlung nach Mainz entsandt wurden und im August 1946 über den Verfassungsentwurf für das neugeschaffene Land RLP berieten. Sie blieb bis zu ihrer letzten Sitzung am 25. April 1947 Mitglied der Versammlung, die aus 147 Mitgliedern, davon nur sechs Frauen, bestand. Sie war jedoch nicht Mitglied ihres Nachfolgeorgans, des Landtags von Rheinland-Pfalz.
In Landau gehörte sie 1946 und 1948 neben Antonie Fuß (KPD) und Anna Buck (SPD) dem Landauer Stadtrat an. Als sie von einem männlichen Landauer Ratsmitglied mit der Frage konfrontiert wurde, was Frauen in der Politik zu suchen hätten, konterte sie mit ihrem stark ausgeprägten bayerischen Dialekt schlagfertig: „So wie ihr Männer, hätten wir Frauen den Krieg auch verlieren können.“
1949 erlitt sie jedoch einen schweren Schlagfall, sie verzog mit ihrem Mann nach München und starb dort im September 1957.