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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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29.03.2024

Landauer Leute: Die Schreckgestalt: Ezéchiel de Mélac

Eine Stadt feiert: Vor 750 Jahren, am 30. Mai 1274, erhielt die Stadt Landau aus den Händen des damaligen Königs Rudolf I. die Rechte einer Stadt. Ein ungemein wichtiger Meilenstein, den das Landauer Stadtarchiv zum Anlass für eine historische Zeitreise nimmt. Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer und ihre Mitarbeitenden stellen jede Woche eine von insgesamt 52 Biografien von Landauerinnen und Landauern vor und werfen so spannende Schlaglichter auf 750 Jahre Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Heute: Ezéchiel de Mélac.

Kein Franzose war im Südwesten so verhasst, wie der als „Mordbrenner“ in Verruf geratene französische Offizier Ezéchiel du Mas, Comte de Mélac. Im Rahmen der französischen Expansionspolitik Ludwig des XIV. war der, 1690 zum „maréchal de camp“ ernannte Offizier der Rheinarmee, als Anhänger einer Kriegsstrategie der verbrannten Erde berühmt und berüchtigt geworden.  An den militärischen Operationen des Pfälzischen Erbfolgekrieges beteiligte er sich seit 1688 pflichteifrig in Heidelberg, Mannheim, Heilbronn, Philippsburg und Pforzheim. Aber auch im Württembergischen, im südlichen Kraichgau bis hinein in den nördlichen Schwarzwald fürchtete man ihn. Vor allem die Niederbrennung des Heidelberger Schlosses wurde ihm nie verziehen.

Im Frühjahr 1693 belohnte ihn nun Ludwig XIV. mit der Ernennung zum Gouverneur der Festung Landau, der damals neben Straßburg, wichtigsten linksrheinischen Festung am mittleren Oberrhein. Hier entwickelte er nun als „lieutenant géneral“ erhebliche bautechnische und militärische Aktivitäten und unternahm auch weiterhin überfallartige Streifzüge zur Durchsetzung von Zerstörungsbefehlen beidseits des Rheins. Auch die Landauer Zivilbevölkerung bekam sein reizbares und cholerisches Naturell schnell zu spüren. 1702, zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges, drohte nun die erste Bewährungsprobe der neuen Festung an der Queich: 1702 sammelte Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, der Türkenlouis, ein Heer von ca. 70.000 Soldaten, das die Festung drei Monate lang belagerte und schließlich Mélac zur Kapitulation zwang. Spätestens jetzt wurde der Landauer Bevölkerung deutlich vor Augen geführt, was es bedeutete, eine Festungsstadt zu sein: Monatelange Einschließung der Bevölkerung, zunehmende Lebensmittelknappheit und das letztlich immer militärische Überlegungen über die Stadtentwicklung bestimmten. Mit seinen noch marschfähigen Soldaten und Teilen seiner Ausrüstung durfte Mélac schließlich ehrenvoll die Stadt verlassen. Zwei Jahre später starb er verbittert in Paris. 1919 wurde Mélac im Sinne antifranzösischer Propaganda nach dem Ersten Weltkrieg als „Schandmal französischer Kulturpolitik“ reaktiviert und mit General Gérard verglichen, der hoffte, mit harten Maßnahmen gegen die Bevölkerung, Hochachtung und Ehrfurcht gegenüber den Besatzungstruppen erzwingen zu können. Trotz allem verdanken wir Mélac heute einen besonderen Schatz: Als die Kriegskasse 1702 leer war, zerschnitt er sein Silbergeschirr und brachte die Teile als Zahlungsmittel für seine Soldaten in Umlauf. Auch dieses Bargeld ist im Museum in der Maximilianstraße zu sehen.

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