„Ich bin ein Verschwörer!“. So lautete ein Ausruf Georg Friedrich Dentzels während einer seiner Reden. In diesem positiven ‚Verschwörertum‘ sah Dentzel vermutlich seine wahre Berufung. Doch die Beschränkung auf nur eine Berufung schien nicht zu genügen; er hatte mehrere im Leben. Dentzel legte eine außergewöhnliche Karriere zur Zeit der Französischen Revolution hin.
Seinen ursprünglichen Beruf als Pfarrer verfolgte der gebürtige Pfälzer neun Jahre lang, von 1783 bis 1792, in der Stiftskirche in Landau. Neben der Seelsorge war das Predigen vor Menschenmengen eine Kernaufgabe. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass Dentzel das Halten von feurigen Reden zu seinem zweiten Standbein entwickelte.
Er schloss sich den revolutionären Jakobinern an und wurde sogar Mitglied im Nationalkonvent in Paris. Vom Pfarrer zum Politiker. Dentzel wusste, wie man die Karriereleiter erklimmt. In der Politik engagierte er sich für die Leitmotive der Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Einigkeit! Denn ein Wunsch des frisch gebackenen Revolutionärs lag in der Kirche begründet. Er forderte die Freiheit und Gleichberechtigung der Protestanten mit den Katholiken, und dies wiederum erforderte eine Revolution. Im Jahr 1790 gründete Dentzel in Landau einen Ausschuss, die sogenannten „Freunde der Constitution“, allgemein bekannt als Jakobinerclub. Sie versuchten das politische Geschehen in der Stadt und darüber hinaus zu beeinflussen, ganz im Sinne der revolutionären Ideale. Unter anderem spielte die Verteidigung der Landauer Festung eine Rolle. In dem Club herrschten straffe Regeln, deren Einhaltung man genau bedachte. Es konnte auch nicht einfach jeder ein Mitglied werden. Der Aufnahmeprozess war kein Zuckerschlecken, ja er war sogar sehr langwierig und komplex. 1792 fanden in den ersten acht Monaten über 70 Sitzungen im Club statt - die Politik hatte Dentzel nun fest im Griff.
Jedoch hat alles sein Ende. So auch seine politische Karriere. Seine Beliebtheit während des Aktionismus könnte ambivalenter nicht sein. Von den einen geehrt, von den anderen gehasst, lautete hier die Devise. Er sei nichts mehr als ein „Monster“, ein „Verräter“, ein „Verschwörer“. Das behaupteten jedenfalls seine Feinde. Im Jahr 1794 wurde Dentzel von ebendiesen Staatsfeinden gefangen genommen. Dem Aufbau der Guillotine am Paradeplatz neben der Freiheitssäule musste er kampflos zusehen.
1796 begann seine nun militärische Karriere. Georg Friedrich Dentzel wurde in den napoleonischen Militärdienst übernommen. Bis zum Zusammenbruch der Herrschaft Napoleons 1814 machte er als Oberst im Generalstab alle Feldzüge mit und stieg auch hier schnell auf.
Für seine Freunde war er ein „guter Patriot“ und „taub für jede Intrige“. Die Entscheidung für jenen wechselvollen Lebenslauf brachte ihm die Aussetzung vielfältiger Interpretationen. Diese Vielseitigkeit zeichnet seine Person aus und hat der Stadt in ihrer politischen Weiterentwicklung und Aufklärung geholfen. Entscheidend für Dentzel war am Ende, dass man für ein Ziel mit seinen Idealen einsteht.