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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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08.06.2024

Landauer Leute: Vom Fahnenflüchtling zum Revolutionär: Theodor Graf Fugger-Glött

Eine Stadt feiert: Vor 750 Jahren, am 30. Mai 1274, erhielt die Stadt Landau aus den Händen des damaligen Königs Rudolf I. die Rechte einer Stadt. Ein ungemein wichtiger Meilenstein, den das Landauer Stadtarchiv zum Anlass für eine historische Zeitreise nimmt. Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer und ihre Mitarbeitenden stellen jede Woche eine von insgesamt 52 Biografien von Landauerinnen und Landauern vor und werfen so spannende Schlaglichter auf 750 Jahre Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Heute: Theodor Graf Fugger-Glött.

Er wollte nie Soldat werden. Der dritte Sohn von 19 Kindern, geboren am 23. Juli 1823 im Schloss Glött bei Dillingen, hatte andere Träume. Am liebsten hätte Theodor Graf Fugger-Glött Naturwissenschaften oder Mathematik studiert. Doch sein Vater sah andere Pläne für ihn vor. Als er 19 Jahre alt war musste er sich, genau wie seine Brüder, in den Soldatenrock zwängen. 1842 wurde er Teil des königlich bayerischen 2. Artillerie-Regiments. Im selben Jahr kam Fugger-Glött als Kadett nach Landau, wo er in der Weißen Kaserne stationiert war.

Während der Revolutionszeit brodelte es in der Garnison. Festungskommandant Wilhelm von Jeetze ließ am 5. Mai 1849 die Festung und Garnison Landau in den Kriegszustand versetzen. Den Soldaten machte dies zu schaffen: sie benahmen sich daneben, zerstörten und tranken. Dem Tagesbefehl vom 15. Mai, dass diejenigen Soldaten, die der Verteidigung nicht mehr treu sind, die Garnison verlassen mögen, folgte eine Welle an Ausstiegen. Fast zwei Drittel aller Soldaten desertierte und schloss sich den Freischärlern an oder zog heim. Auch Graf Fugger-Glött folgte dem Trend und verließ die Truppe. Auf Anweisung hatte er die Stadt Landau zu verlassen und nicht wieder zu betreten. Er schloss sich den Freischärlern an, die gemeinsame, aufständische Aktivitäten verfolgten.

Der pfälzische Aufstand von 1849 basierte auf Forderungen und Wünschen, wie die der Volkssouveränität, der Einigung des Landes oder der Presse- und Meinungsfreiheit. In der Hoffnung den König und das bayerische Königreich von der Reichsverfassung zu überzeugen, begannen auch die Landauer zu rebellieren, sei es durch Protestaktionen, sei es durch bewaffneten Widerstand. Am Ende entschied Bayern den Kampf auf gewaltsame Weise für sich. Die liberal-demokratischen Freiheitsbestrebungen scheiterten.

Nach dem Zusammenbruch der Revolution wollte Fugger-Glött nach Frankreich fliehen. Während der Flucht jedoch passierte ein großes Unglück. Auf dem Weg nach Frankreich verirrte er sich und landete stattdessen im Dorf Impflingen. In Impflingen wurden er und zwei andere Soldaten gefangen genommen und ins Landauer Gemeindehaus gesperrt. Dies geschah in der Nacht vom 26. auf den 27. Juni 1849. Somit hatte der Deserteur verbotenerweise Landauer Boden betreten.

Es folgte eine Anklage wegen Desertion und Hochverrates. Das Urteil lautete: Todesstrafe. Selbst Gnadengesuche waren vergebens. König Max II. entschied 1850, dass das Todesurteil verstreckt werden müsse. Am 11. März versammelte sich die gesamte Garnison auf dem heutigen Platz der Pestalozzi-Schule. Die Schüsse fielen. Fugger-Glött wurde gerade einmal 26 Jahre alt. Die Grabplatte im städtischen Friedhof erinnert noch immer an ihn.

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