Eine Stadt feiert: Vor 750 Jahren, am 30. Mai 1274, erhielt die Stadt Landau aus den Händen des damaligen Königs Rudolf I. die Rechte einer Stadt. Ein ungemein wichtiger Meilenstein, den das Landauer Stadtarchiv zum Anlass für eine historische Zeitreise nimmt. Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer und ihre Mitarbeitenden stellen jede Woche eine von insgesamt 52 Biografien von Landauerinnen und Landauern vor und werfen so spannende Schlaglichter auf 750 Jahre Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Heute: Wilhelm Schech.
46 Jahre war Wilhelm Schech der Landauer Baurat, der die Entfestigung der Stadt kontinuierlich und planvoll vorantrieb. Als er am 31.03.1932 im Alter von 85 Jahren starb, waren sich alle einig, er war derjenige der durch die Schleifung der Festung „Licht, Luft und Sonnenschein“ in die ehemalige Festungsstadt gebracht habe.
Der gelernte Schreiner machte damit eine heute kaum vorstellbare berufliche Karriere. 1873 wurde er als Bauzeichner und Assistent von Raimund Huber eingestellt. Raimund Huber, der als Ingenieur für die Umsetzung der 1873 vom Stadtrat beschlossenen „Grundsätze der Landauer Stadterweiterung zuständig war, überwarf sich jedoch mit dem Landauer Stadtrat und kündigte nur zwei Jahre später. Nun setzte der Stadtrat auf den gebürtigen Landauer Wilhelm Schech, der mit „zäher Energie und nie rastendem Eifer“ bis zu seinem 71. Lebensjahr für die Stadt tätig war. Die Ringstraßenbebauung, der Bau von Wasserleitungen und Kanalisation, die Schaffung des Industriegleises und der Bau der Schlachthofanlage fielen in seine Verantwortung.
Am Ende des Jahrhunderts hatte die Landauer Bevölkerung genug von ihrer veralteten Festung. Für viele Generationen war sie eine ungeliebte Reminiszenz an Krieg, Belagerung und Fremdbestimmung. Entschlossen wollte man das enge Korsett um die Stadt abstreifen. Zumal der Alltag in der Festung immer beschwerlicher wurde. Ganz zu schweigen von den täglichen Auseinandersetzungen zwischen Stadt- und Militärverwaltung.
Nach Eingaben bei der Bundesversammlung in München gelang 1867 ein entscheidender Schritt: Die Vorwerke durften bis auf wenige Ausnahmen abgetragen werden. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg wurde die Festungseigenschaft vollends aufgehoben. 1872 wurde der Kaufvertrag zur Übereignung der Festung an die Stadt unterschrieben. Ein Jahr später verabschiedete der Stadtrat die „Grundsätze der Landauer Stadterweiterung“.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Stadt nun rasant. In keiner Epoche zuvor war dieser Wandel so greifbar wie zur Jahrhundertwende. Nach und nach wurden die Festungswerke geschleift. Die Stadt öffnete, erweiterte und vergrößerte sich.
Schechs Verdienste bleiben den Zeitgenossen im Gedächtnis, zu seinem 80. Geburtstag wurde ihm vom Pfälzischen Architekten- und Ingenieursverein die Ehrenmitgliedschaft verliehen.