Eine Stadt feiert: Vor 750 Jahren, am 30. Mai 1274, erhielt die Stadt Landau aus den Händen des damaligen Königs Rudolf I. die Rechte einer Stadt. Ein ungemein wichtiger Meilenstein, den das Landauer Stadtarchiv zum Anlass für eine historische Zeitreise nimmt. Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer und ihre Mitarbeitenden stellen jede Woche eine von insgesamt 52 Biografien von Landauerinnen und Landauern vor und werfen so spannende Schlaglichter auf 750 Jahre Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Heute: Elias Grünebaum.
Unter ihm blühte die jüdische Gemeinde Landaus auf. Elias Grünebaum, Bezirksrabbiner in Landau, kümmerte sich um 457 jüdische Familien. Er sorgte stets für ein aktives Gemeindeleben. Geboren ist Grünebaum im September 1807 im nordpfälzischen Reipoltskirchen. Mit 16 Jahren zog er nach Mainz und nach Mannheim, um dort einem intensiven Studium des Talmud nachzugehen. Dabei lernte er die Grundlagen für seine spätere Tätigkeit. In seiner Freizeit nahm er Privatunterricht, in welchem er die alten Sprachen Latein und Griechisch erlernte. Nach seinem Abitur 1834 in Speyer widmete sich Grünebaum dem Studium der Philosophie und der Arabistik an den Universitäten Bonn und München. Möglicherweise beeinflusste die Kenntnis der alten Sprachen seine Begeisterung für die Philosophie.
Dann kam alles Schlag auf Schlag: 1834 legte Grünebaum die Rabbinatsprüfung ab, wobei er den ersten Platz belegte. Ein Jahr später erhielt er seine erste Stelle im Fürstentum Birkenfeld, wo er als Landrabbiner das jüdische Schulwesen reorganisierte. Im Jahr 1836 wurde der Rabbiner nach Landau berufen. Dies sollte auch seine „Lebensstelle“ werden, hat er doch 57 Jahre lang hier gewirkt. Er lebte ebenfalls in Landau, zusammen mit seiner Frau Johannette Strauß und ihren 12 gemeinsamen Kindern. Mit den Themen Familienalltag und –struktur sowie ihren Herausforderungen hatte der Rabbiner also auch in seinem Privatleben Erfahrungen gemacht, die er beispielsweise bei der Beratung jüdischer Familien einbringen konnte. In seinen Gottesdiensten legte Grünebaum besonderen Wert auf emotionale Erfahrungen und Erlebnisse. Er wollte „wahre Herzensandacht“ betreiben, um so Emotionen während des Gottesdienstes hervorzurufen. Aber auch an der Schriftstellerei hatte er Freude. Mit seinen unzähligen Publikationen zählte er zu den aktivsten Rabbinern seiner Zeit. Außerdem galt er als einer der ersten wissenschaftlich gebildeten Rabbiner Deutschlands. Mit Schleifung der Festung engagierte er sich als treibende Kraft für den Synagogenneubau. Nach zweijähriger Bauzeit wurde sie, begleitet von einem großen Landauer Publikum, von Grünebaum eingeweiht. Die Synagoge wurde ein monumentales Prachtstück, wie sie keine pfälzische Gemeinde besaß. 1886 war Grünebaum bereits 50 Jahre in Landau. An seinem Dienstjubiläum bekam er im Auftrag des Königs den Verdienstorden vom Heiligen Michael überreicht. Sieben Jahre später, mit 86 Jahren, ist der Rabbiner verstorben. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof, dessen Anlage er maßgeblich betrieben hatte, begraben.
Dass Grünebaum erfolgreich gewirkt hat, lässt sich an der wachsenden Zahl von jüdischen Einwohnern ablesen. 1864 lebten 377 jüdische Einwohner in Landau, 1900 waren es schon 821. Die Zahl hat sich also innerhalb von ein paar Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Auch wenn Grünebaum zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben war, kann diese Steigung als Nachwirken seiner Taten gesehen werden. In seiner Tätigkeit als Rabbiner wirkte Elias Grünebaum sehr nahbar, was insbesondere die jüdische Gemeinde, aber auch die nicht-jüdische Gesellschaft in Landau, sehr schätzte.