Eine Stadt feiert: Vor 750 Jahren, am 30. Mai 1274, erhielt die Stadt Landau aus den Händen des damaligen Königs Rudolf I. die Rechte einer Stadt. Ein ungemein wichtiger Meilenstein, den das Landauer Stadtarchiv zum Anlass für eine historische Zeitreise nimmt. Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer und ihre Mitarbeitenden stellen jede Woche eine von insgesamt 52 Biografien von Landauerinnen und Landauern vor und werfen so spannende Schlaglichter auf 750 Jahre Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Heute: Ludwig XIV.
Es ist wohl kaum zu glauben, dass das kleine Landau für den französischen König Ludwig XIV. überhaupt eine Rolle für dessen Machterhaltung spielen sollte. Und eine wichtige noch dazu.
Der französische König Ludwig XIV., auch als Sonnenkönig bekannt, lebte wahrlich in Saus und Braus. Prunkvolle Feste, Aufführungen und Jagden waren nur ein Teil des pompösen Lebensstils auf seinem Schloss Versailles. Am Absolutismus, der Herrschaftsform des Ancien régime, schien Ludwig besonders Gefallen zu haben. „L‘ état c‘est moi“, „Ich bin der Staat“, dieses Leitmotiv charakterisiert wohl am besten seinen Herrschaftsanspruch.
Es war eine Entscheidung Ludwigs, Landau aus dem Deutschen Reich und damit auch aus der Dekapolis, dem elsässischen Zehnstädtebund, in den französischen Nationalstaat einzugliedern. Der Friedensvertrag nach dem Dreißigjährigen Krieg sah diese Anbindung an Frankreich vor. Für Landau bedeutete dies: Verlust der Selbstständigkeit sowie Entkoppelung vom Deutschen Reich und seinen Verbündeten. Der Elsässische Zehnstädtebund existierte zwar noch ein paar Jahre weiter, war nun jedoch unter der königlichen Fuchtel. Ab jetzt war Ludwig XIV. also ihr Souverän. Für Frankreich bedeutete dies mehr als nur einfache Territorienausweitung. Die Lage Landaus war eine besondere: von Südwestdeutschland kommend war die Stadt das Eingangstor zu Frankreich. Insofern hatte die Anbindung Landaus vor allem militärisch-strategische Gründe.
Die französische Besetzung 1673 sollte langwierige Folgen haben. Nach der offiziellen Trennung vom Deutschen Reich hatte Landau zum ersten Mal den Treueeid auf Ludwig XIV. abgelegt. Der König traf Entscheidungen für die Stadt und versuchte sie nach seinen Vorstellungen zu assimilieren und zu integrieren. Landau hatte sich anzupassen und auf seinen König zu horchen. Dazu gehörte es, sich der strengen katholischen Konfessionspolitik nicht zu widersetzen, sprich Protestanten ließ Ludwig verfolgen und zwang sie, zum katholischen Glauben zu konvertieren. Auch juristisch und finanziell hatte sie sich anzuhängen.
Mit dem Beginn des Pfälzischen Erbfolgekriegs sah Ludwig sich zunehmend Bedrohungen ausgesetzt. Es entstand der Wunsch, die Ostgrenze zu sichern. Baumeister Vauban, beauftragt durch den König, entschied sich 1688 für einen Festungsbau in der Stadt Landau, besonders aufgrund der bereits erwähnten strategischen Lage. Die Festung bedeutete militärische Verteidigung für Landau einerseits, aber vor allem war sie Schutzschild für das französische Königreich.
Die Entscheidung Ludwigs XIV., die Stadt Landau in seine Machtsphäre zu übernehmen, war für sie als Festungs- und Garnisonsstadt prägend. Zu der Zeit der Besetzung hätte wohl niemand gedacht, dass Landau für die nächsten 135 Jahre eine französische Stadt bleiben wird.