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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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10.11.2022

Niemals vergessen: Stadt Landau gedenkt Opfern der Novemberpogrome - Neun weitere Stolpersteine erinnern vor der Berufsbildenden Schule an ehemalige Schülerinnen und Schüler - Bürgermeister Dr. Ingenthron: »Seien wir aus der Geschichte heraus in der Gegenwart gewarnt«

Hans und Kurt Feibelmann, Max Frank, Willi Graudenz, Lieselotte Haas, Alfred Kohlmann, Günther Rosenthal, Ruth Samaskewitz und Ruth Wolff: Sie alle besuchten die Berufsbildende Schule in Landau, sie alle wurden von den Nationalsozialisten deportiert, ermordet oder zur Flucht gezwungen. Zehn heutige Schülerinnen und Schüler der BBS haben in ihrer Projektwoche die Biografien der Ehemaligen recherchiert und teilweise sogar Nachfahren in Pirmasens sowie den USA ausmachen können. Für die neun jüdischen Schülerinnen und Schüler wurden jetzt am 9. November, dem Jahrestag der Novemberpogrome im Jahr 1938, Stolpersteine vor der BBS verlegt. Die ausfindig gemachten Verwandten aus den USA und Pirmasens waren hierzu nach Landau gereist.

Bürgermeister und Schuldezernent Dr. Maximilian Ingenthron zeigte sich sehr angetan und tief bewegt vom Engagement der Schülerinnen und Schüler sowie deren Schule. Mit den neun Stolpersteinen vor der BBS seien es nun 294 im gesamten Stadtgebiet, so Dr. Ingenthron. „Es war, ist und bleibt unser Ziel, für jedes einzelne der Opfer der Nazi-Diktatur in Landau einen Stolperstein zu verlegen. Wenn wir sehen, dass wir jetzt fast die Hälfte des Weges zurückgelegt haben, so ist die Bereitschaft der Menschen, dieses so wichtige Zeichen zu setzen, zutiefst beeindruckend. Mein Dank gilt allen, die diese so wichtige Initiative unterstützen – aktuell ganz besonders der BBS, ihrer Schulleitung, ihren Lehrkräften und ihren Schülerinnen und Schülern. Unsere Berufsbildende Schule hat ihrem Titel ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘, den sie seit rund drei Jahren trägt, wieder mal alle Ehre gemacht.“

Die Verlegung von Stolpersteinen sei der gemeinsam zum Ausdruck gebrachte Wille, jenen ihren Platz zurückzugeben, die aus der Mitte der Stadt verdrängt worden seien, so Dr. Ingenthron weiter, der selbst, damals noch als Stadtrat, die Initiative für Stolpersteine in Landau gestartet hatte. „Das ist uns eine moralische Verpflichtung. Auch wir bitten um Entschuldigung, auch wir übernehmen Verantwortung dafür, dass dies nie wieder geschieht“, so der Bürgermeister.

Am Abend des 9. Novembers erinnerte die Stadt Landau zudem mit einer Gedenkveranstaltung am Synagogenmahnmal an die Opfer der November-Pogrome. Dr. Ingenthron legte im Namen des gesamten Stadtvorstands gemeinsam mit den Dekanen Dr. Axel Brecht und Volker Janke einen Kranz nieder. In seiner Ansprache erinnerte er an die Reichspogromnacht 1938, als die Anhängerinnen und Anhänger des NS-Regimes mitten in Landau wüteten, plünderten und die Synagoge in Schutt und Asche legten. Teil der vom städtischen Hauptamt und Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer organisierten Gedenkveranstaltung war auch das Verlesen der Biografien der ehemaligen Schülerinnen und Schüler der BBS, für die am gleichen Tag Stolpersteine verlegt worden waren. Die musikalische Begleitung übernahmen Peter Damm am Saxofon und Michael Letzel am Akkordeon. 

Bürgermeister Dr. Ingenthron nahm die Gedenkveranstaltung auch zum Anlass, um angesichts der aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen nahezu überall auf der Welt einen Bogen in die Jetzt-Zeit zu schlagen: „Gerade, wenn und weil uns so vieles besorgt, sind wir geforderter denn je. In Verantwortung vor der Geschichte ist es geradezu unsere Pflicht, die Gesellschaft zusammenzuhalten. Stehen wir für eine Gesellschaft, in der jede und jeder ein Leben in Selbstbestimmtheit und Würde führen kann. Eine Gesellschaft des Anstands und des Respekts voreinander. Eine Gesellschaft des Engagements und des Hinschauens. Ja, die Aufgabe ist riesig und die Herausforderungen sind es auch. Aber seien wir aus der Geschichte heraus in der Gegenwart gewarnt. Bleiben wir wachsam und wehrhaft. Mag uns dieser Tag, dieses Gedenken, mögen uns die 294 Stolpersteine animieren, inspirieren, mahnen und zum täglichen Handeln für Demokratie und Menschenrechte anhalten.“

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