163 Straßen sind in Landau nach Personen benannt – nicht alle Namensgeber gelten nach heutigen Maßstäben aber als unproblematisch. Was tun? Die Stadt Landau hat einen umfassenden Prozess angestoßen, um dieses schwierige Erbe aufzuarbeiten. Nach Hinweisen auf möglicherweise problematische Aspekte der Biographie Hans Stempels beauftragte die damalige Stadtspitze das Stadtarchiv um Leiterin Christine Kohl-Langer damit, alle Straßennamen genau unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis: Das Archiv empfiehlt die Umbenennung der Hindenburg-, der Kohl-Larsen- und auch der Hans-Stempel-Straße.
Die Entscheidung, ob die drei Straßen umbenannt werden sollen, liegt beim Rat der Stadt Landau. Er erhält für seine Beratungen eine Empfehlung der Verwaltung, aber auch die Pro- und Contra-Argumente der Bürgerinnen und Bürger. Rund 80 von ihnen hatten jetzt bei einer Infoveranstaltung im Bethesda die Möglichkeit, zu den möglichen Umbenennungen Stellung zu beziehen.
Damit ist die Beteiligung aber nicht abgeschlossen: Auf www.mitredeninLD.de haben alle Interessierten weiter die Möglichkeit, sich zu den drei Biografien zu informieren – und Namensvorschläge für eine mögliche Umbenennung zu machen. Auch diese Vorschläge werden dem Stadtrat vorgelegt. Auf www.mitredeninLD.de finden sich außerdem häufig gestellte Fragen zum Thema und die Kriterien, die für die Benennung von Straßen in Landau gelten.
Der vielleicht am häufigsten genannte Kritikpunkt an einer möglichen Umbenennung betrifft die Kosten, die auf die Anwohnenden zukämen. Hier hat der Stadtrat bereits beschlossen, auf die von der Verwaltung erhobenen Gebühren bei der Änderung von amtlichen Dokumenten zu verzichten.
Oberbürgermeister Dr. Dominik Geißler und Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer freuen sich über die rege Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger; es sei in einer Stadtgesellschaft auch wichtig, zu diskutieren und sogar zu streiten. Ihr Dank gilt Prof. Dr. Bernd-Stefan Grewe von der Universität Tübingen, der bei der Infoveranstaltung einen Vortrag zu Geschichtspolitik im Zusammenhang mit Straßen(um)benennungen hielt. OB und Stadtarchivarin machten bei der Veranstaltung im Bethesda deutlich, dass es eben nicht darum gehe, „mit dem Radiergummi durch die Landauer Stadtgeschichte zu gehen“. Hindenburg und Co. hätten ihren Platz in der Geschichte sicher; eine völlig andere Frage sei aber, ob man sie weiter mit einem Straßennamen würdigen solle oder nicht.